Petra, Frühstück um 08.00 Uhr geht es los, unser Petra Moon Hotel liegt 100 m vom Besucherzentrum weg. Was für ein Glück. Die Karten sind personalisiert. Petra ist ein Hotspot. Wir laufen zum Eingang. Früher dachte man Petra sei eine Totenstadt. Doch das stimmt nicht. Später mehr. Wir machen eine Pause im Schatten, Zeit zu schreiben. Wir gehen an Pferden vorbei, die uns bis zum Eingang bringen könnten, aber wir laufen. Zwischendrin Stopps, nicht alle mache ich mit, will ich die Stille für mich genießen. Karreem erklärt Gräber, überall sind sie zu sehen. Gräber, die den Reichtum der Toten darstellen sollten. Die Welt hier steht still, ein Meer aus Sandsteinfarben, rote und gelbe Töne. An Wänden sieht man mäandernde Farbschichten, die aus unterschiedlichen Gesteinsarten und durch den Gesteinsdruck entstanden sind. Du gehst durch eine Schlucht zum sogenannten Schatzhaus, wo Harrison Ford den Schatz fand. Einen Schatz gab es da nie wirklich. In der Schlucht wieder Erklärungen. Ein Heiratsstein ist ebenso zu sehen, wie fast unkenntliche Bäuche von Kamelen und Menschen aus dem Fels heraus. Petra ist in der Zeit der Nabatäer entstanden. Wir sind immer noch nicht in die Stadt gekommen. Gerade haben wir das Theater gesehen. Platz für 3000 Besucher lässt auf eine Stadt von bestimmt 20000 Menschen schließen. Nix Totenstadt, sehr lebendig war das Leben hier. Ich mache die ganze Zeit Fotos und glaube, dass sie in keiner Weise vermitteln können, was ich hier erleben darf. Ich bin sehr beeindruckt. Was haben diese Menschen geleistet. Unsere Toten landen in Urnen, hier ist das ganz anders. Hier gibt es im Hotel keine dollen Kaffeemaschinen, sondern es werden auf einfache Art mit viel Ruhe wohlschmeckende Kaffees zubereitet. Wir können von dieser einfachen Welt ohne Schischi viel lernen. Die Pause tut gut, es ist immer noch am Morgen und wir haben noch eine Menge vor. Es geht weiter, 196 Stufen nach oben. Zu den Königsgräbern, riesig sind sie, für Könige eben, in einer großen Anlage singen wir ein bisschen. Irgendwann kommen ein paar vielleicht 8jährige jordanische Jungs zu mir, ich solle für sie singen. Also gut. Dio vi salvi regina in dieser Akustik. Ich spreche kein jordanisch, die Jungs kein Deutsch, aber in diesem Moment fühlen die Jungs und ich eine tiefe Verbindung. Wir sind Menschen, nichts weiter als das, Menschen. Ich darf Gast in ihrem Land sein. Dafür bin ich unendlich dankbar. Und dann geht es in die Hitze zu einer byzantinischen Kirche. Dort gibt es wieder Mosaike, diesmal sind ein paar ganz verwegene dabei von einer barbusigen Frau und Oceanus mit einem Fisch als Penis. Mittagspause, Kaffee und Wasser. Mein Käsesandwich schaffe ich nicht, es ist so trocken. Danach beginnt bei Mitte 30 Grad ein Riesenabenteuer. Hinauf geht es unablässig, hinauf über viele Steine, nach einer Weile endlich ein Schattenplatz, eine Höhle. Wir rasten nur kurz. Die Landschaft erinnert an den Mond, an die Marlboroberge. Es wird immer heißer oder ich heize mich immer mehr auf. An einer Stelle hören wir Flötenmusik, dort gibt es Tee, Kaffee und kaltes Wasser. Das tut gut. Und dann geht die Tour erst richtig los, 700 Stufen nach oben. Ich komme gut voran, an einer Stelle kommt ein Löwe aus der Wand. Und weiter geht es. Zwischendrin immer Menschen, die irgendetwas anbieten. Irgendwann begegnen wir einer verrückten Alten, die wohl vor einiger Zeit nach der Erzählung unseres Reiseleiters in Ermangelung eines Mannes ihn in ihre Höhe eingeladen haben soll. Seitdem gibt Kareem ihr immer einen Dinar. Besser ist das. Und ich krabbele auf allen Vieren hoch zu einem riesigen Opferplatz. Ein unfassbarer Ausblick. Christian turnt wie ein Steinbock herum, mich reizt es eher sitzen zu bleiben. Und dann geht es über viele Stufen hinab auf den Hauptweg. Das ist sehr, sehr anstrengend. Es scheint niemals zu enden. Und doch komme ich an. Und will nur noch zurück nach Hause ins Hotel. Dieser Weg ist so unglaublich weit. Ich kann nicht mehr. Im Hotel habe ich kaum die Kraft meine Schuhe auszuziehen. Geschafft. Duschen. Ein neuer Mensch, von den Schmerzen bzw. Füßen abgesehen. Die werden sich aber auch erholen. Und morgen heißt es auf zu neuen Taten.