Es ist der Morgen des 09.05.2024, als ich diesen Eintrag schreibe. Wir sind in einem Wadi, in einem ehemaligen Luxushotel. Es heißt Ma´in Hot Springs, ein Resort und Spa. In Hochzeiten muss das ein fantastisches Hotel gewesen sein und strahlt einen gewissen morbiden Charme aus, wie unser erstes Hotel. Das ist ein echtes jordanisches Problem, die Gäste strömen nicht mehr in Scharen, der Tourismus lässt offensichtlich nach und die ungeheuren Kosten, die ein solches Hotel verbraucht, sind nicht mehr zu refinanzieren. Eigentlich ein Paradies hier. Eine ehrliche Tripadvisor-Kritik wäre vernichtend. Mir ist das heute egal, für mich ist das immer noch ein Paradies. Der Wind geht hier ein wenig, auch heute war er, wie das nächtliche Geschrei von Streifenhyänen, für etwas Unruhe zuständig. Mir tun die Beine, besser gesagt die Füße, weh, aber eher aus einem rechtschaffenen Grund, von dem ich gleich berichten werde. Gestern hatten wir keinen kulturell herausragenden Tag, sondern einen Traumlandschaft- und Abenteuertag. Tschüss Amman, konnte ich sagen. Wir fuhren mit dem Bus zum Toten Meer. Zwischendrin ein Zwischenstopp am Nullpunkt. Unser Bus hielt an einem Besucherzentrum am Toten Meer an. Wir bekamen Schwimmwesten und gingen in ein Wadi, eine Schlucht. Und da es geregnet hatte, erwartete uns entsprechend viel Wasser. Wir gingen zunächst durch ein sanftes Flussbett und es gab immer mehr Wasser. Knöcheltief, knietief, irgendwann ging es bis zur Hüfte, irgendwann kamen wir an eine Stelle, an der es nur noch mit dem Seil nach oben ging. Ich selbst zögerte, durch gegenseitige Unterstützung kamen aber doch einige weiter, irgendwann fasste auch ich Mut und schaffte es tatsächlich. Und so war auch ich ein Stück weiter, wieder über flaches Terrain, bis zur nächsten Klippe. Die Gruppe schaffte es zusammen zum großen Wasserfall zu kommen, wo es wirklich nicht mehr weiterging. Das war euphorisierend, herrlich, ein tolles Gruppengefühl. Der Rückweg war vergleichsweise einfach, aber ich merkte mehr und mehr meine Füße. Die Badeschuhe für 15 Euro hielten sie wirklich nicht schadlos, aber was rede ich, ich war froh und glücklich und auch ein bisschen stolz, die Tour geschafft zu haben. Und dann ging es an der Salzsäule vorbei, die an die Geschichte von Lots Frau erinnern sollte, geradewegs zum Toten Meer. Und es ist wirklich so, du legst dich rein und kannst Zeitung lesen, du gehst nicht unter. Wie einigen anderen auch gelang es mir fast nicht in den Stand zu kommen, es fühlte sich ein wenig so an, als hätte man in Olivenöl gebadet. Nach einer ausführlichen Dusche war man wieder Mensch. Erschreckend sind die Hinweisschilder, die zeigen, wie sich der Spiegel des Toten Meeres Jahr für Jahr verkleinert. Sollte nicht eine Investition in den Erhalt gesteckt werden, wird das Tote Meer spätestens in 50 Jahren nicht mehr existieren. Die Fahrt ins Hotel dann war spektakulär, zunächst hinauf und dann hinab. Eine unbeschreibliche Landschaft voller Braun- und Rottöne, tiefe Schluchten, karges Land, mächtig, erhaben und einfach unbeschreiblich. Man muss es gespürt und mit allen Sinnen wahrgenommen haben. Der Abend war kurz, Essen und ab ins Bett. Ich lese das Buch von Florian Illies, es trägt den Titel Caspar, David, Friedrich. Wenn der hier gelebt hätte, was wären da für Bilder entstanden.