Samstag, 11.05.2024

by Ralf Haug

Unser Busfahrer bringt uns nach Little Petra, wir fahren durch eine Stadt, in der, so erzählt es Kareem „Zigeuner“ wohnen, sie sind die, die in Petra irgendwas feilbieten. Sie hätten lange Haare, viele Frauen und noch mehr Kinder. Little Petra ist ein Ort voller Zisternen, ein Ort, an dem sich die Kamele trafen. 30 Liter Wasser mit dem ersten Schluck, das schafft ein Kamel, Wahnsinn. Von dort aus fahren wir 50 km mit einem Jeep. Unwegsames Gelände, zum Glück wurden wir bis an einen Punkt gebracht, von dem aus wir bis zum Kloster laufen werden. 36 Treppenstiegen geht es hinauf. Oben werden wir mit einem Grabmal belohnt, das noch mächtiger zu sein scheint, als das Schatzhaus. Unglaublich eindrücklich, schon bewundernswert, wie die Menschen hier aus dem Stein ein solches Bauwerk herausgehauen haben. Hier ist Zeit über die Nabatäer zu schreiben, die von 160 v. Chr. bis vielleicht 100 n. Chr. die Gegend beherrschten, ein nomadisches Volk, das sich hier sesshaft machte und Petra zur Hauptstadt. Die günstige Lage, die vielen Schluchten nutzten dabei sehr. Sehr bald bekamen sie den Weihrauchhandel ganz unter ihre Kontrolle, der von Gaza bis nach Ägypten auf der Route durch Petra ging. Die Nabatäer waren Meister im Bauen von Zitadellen, davon konnten wir uns heute in Little Petra überzeugen. Im Reiseführer erfahre ich, dass Israel in der Negev nabatäische Brunnensysteme untersuchte und feststellte, wie geschickt diese geringste Wassermengen zu speichern wussten. Wir machen uns auf den Weg herunter zum Kloster, 800 Stufen abwärts. Die Angaben in manchen Reiseführern sind leider für Hochleistungssportler gemacht, die zwischendrin mit isotonischen Getränken versorgt werden und definitiv keinem Eselgegenverkehr ausweichen müssen. Petra ist anstrengend, wunderschön, ein Weltwunder, aber sehr anstrengend. Im Reiseführer von Wil Tondok, der wirklich der beste für Jordanien ist, schreibt der Autor von 40-45 Minuten für Auf- und Abstieg, das ist für normale Menschen nicht machbar. Und außerdem schade, weil man dann nichts von der Schönheit der Landschaft mitbekommt. Es ist 17:43 Uhr Ortszeit, morgen früh werde ich Jordanien wieder verlassen. Ich freue mich auf meine Lieben zu Hause und bin tief beeindruckt von Land und Leuten. Die Menschen hier sind so freundlich und höflich, das Wort Aibibi werde ich in Zukunft nutzen, es heißt eigentlich mein Schätzchen, es wird aber für alles Mögliche benutzt. Das nehme ich auf jeden Fall mit. Und die vielen Geschichten der Menschen, der unterschiedlichen Menschen, die hier wohnen. Kareem, unser gebildeter Reiseführer, der in Hamburg studiert hat, die Beduinen, die uns in Petra Moon bedienen, Frauen, die vollverschleiert sind und andere, die sich sehr europäisch kleiden. Ich werde den Mann auch nicht vergessen, der uns heute erklärte, er habe zwei Frauen und er hätte gerne eine dritte, aber eine, die keine Kinder wollte, sei schwer zu finden. Ihnen fehlen zwar einige Zähne, dafür hat er 8 Mädchen und 4 Jungs. Dank an Markus Sasse, unserem genialen, allwissenden Reiseorganisator.