Mittwoch, 02. April 2025

by Ralf Haug

Joachim Bauer war gestern in der Jakob-Reeb-Schule Landau und hielt einen Vortrag. Ich habe bereits am Montag über ihn geschrieben, obwohl die Veranstaltung am Dienstag war. Wie das zu erklären ist, bleibt mein Geheimnis. Der Arzt und Psychologe mag Lehrer, wie er selbst sagt, sie gehörten im Leben eines Menschen zu den wichtigsten Personen. Dies bedeutet zugleich eine hohe Verantwortung. Und er beginnt seinen Vortrag mit einem Satz, der banal klingt und dennoch so zentral ist. Der wichtigste Grund für das Scheitern und Krankwerden von Menschen, ist das Scheitern der Beziehung im Klassenzimmer. Lehrer, die das nicht schaffen, drohen krank zu werden. Das Gehirn, und damit beschäftigt sich der Professor seit vielen Jahrzehnten hauptsächlich, hat den unbedingten Bedarf nach Beziehung. Durch Mangel an Beziehung gibt es Schädigung schon in frühester Kindheit. Lehrerinnen und Lehrer wollen, dass die Kinder mitmachen und sich Mühe geben. Dafür braucht es die Freude des Kindes, auch die Freude am Lernen. In der Mitte des Gehirns haben wir einen Ort, an dem es um Motivation geht. An dem unser körperliches Motivationssystem sitzt. Dort werden sogenannte Botenstoffe aktiviert, Dopamin, Opioide, Oxytozin. Opioide sorgen dafür, dass wir schmerzfrei sind. Wir können nur schmerzfrei sein, wenn wir auf hilfsbereite Menschen treffen, auf hilfsbereite Lehrer oder Eltern. Wenn Lehrer und Eltern den Kindern zuhören. Wenn Kinder fühlen, dass sie gesehen werden, werden Botenstoffe aktiviert, die ein Kind glücklich machen. Kinder wollen gesehen werden, ohne Beziehung gibt es keine Motivation. Unser Gehirn hat Resonanzsysteme, Resonanz bedeutet nicht Echo. Professor Bauer erklärt dies an einem Beispiel. Zwei Gitarren werden einander gegenübergestellt, höchstens ein Meter Abstand und eine Saite einer Gitarre wird angeschlagen, die gleiche Saite der anderen Gitarre reagiert, ohne angezupft zu werden. Resonare heißt zurückklingen. Dafür steht dieses Beispiel mit der Gitarre. Einen Aktivitätszustand auf einen anderen übertragen nennen wir Resonanz. Wenn wir mit Schülern arbeiten, erzeugen wir Resonanz. Als Lehrer erzeuge ich über Sprache und/oder Körpersprache Resonanz. Wenn ich in das Klassenzimmer komme, löse ich eine Resonanz aus. Professor Bauer erwähnte in diesem Zusammenhang eine verrückte Studie. Ein Probant wurde mit einer ganz feinen Nadel in den Finger gestochen, das Ergebnis war im Gehirn sichtbar. In einer zweiten Phase schaute der Probant lediglich zu, wie der Tester sich selbst in den Finger stach und, siehe da, es löste bei ihm im Gehirn die gleiche Reaktion aus, als habe er sich selbst gestochen. Das ist Resonanz. Die Art wie ich schaue, meine Haltung, meine Stimme erzeugt Resonanz. Ich denke gerade an Kinder, die uns vielleicht manchmal nerven, deren Verhalten schwer aushaltbar ist. Hier ist es enorm wichtig eine frische Resonanz zu erzeugen, auf Null stellen. Kinder, denen es nicht so gut geht, die Traumatisierung erlebt haben, die leiden, die ihren Grund verloren haben, sind verletzt. Wir Lehrerinnen und Lehrer können das manchmal nicht ändern oder nicht gleich. Was wir tun müssen, ist es auszuhalten. Wenn wir es in den Schulen schaffen miteinander darüber zu reden, uns Zeit zu nehmen über Kinder zu sprechen, die uns besonders herausfordern, haben wir schon viel erreicht. Für das Land Rheinland-Pfalz würde das bedeuten, gebt den Lehrerinnen und Lehrern Zeit für Supervision, wir haben den schönsten Beruf der Welt, er ist aber auch sehr fordernd und wenn wir die Gelegenheit hätten mehr miteinander zu sprechen, würde das auch unseren Kindern zugute kommen. Was ich von Herrn Bauer noch alles gehört habe, dazu erzähle ich morgen in diesem Tagebuch.