Donnerstag, 15. Mai 2025

by Ralf Haug

Heute hatten wir ein Tiwo-Bildungserlebnis, da kommen Eltern und Freunde, um die Ergebnisse der Tiwo zu sehen. Tiwo steht für „Themengebundene Intensivwoche“, was so viel heißt, dass Kinder sich eine Woche mit einem Inhalt beschäftigt haben und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen. Begeistert bin ich fast den ganzen Nachmittag im 7. Jahrgang hängen geblieben, wo es um Sprache und Kunst ging. Heute und morgen präsentiere ich zwei Poetry-Slams von einem Zwillingspärchen unserer Schule.

Von Paulina:

„Gut ist gut genug“

Ich bin auf der IGS, in der 7. Klasse, die Aufgaben werden nicht leichter – im Gegenteil, immer mehr Masse. Ich muss sie erledigen. Wie? Wie gut? Wie schlecht? Ich will perfekt sein, ich muss perfekt sein – das ist mein Recht.

Ich will perfekt sein. Ich muss perfekt sein. Jedes Wort, jede Tat, alles muss richtig sein. Kein Platz für Fehler, kein Platz für Schwächen. Der Druck? Kommt von mir, nicht von dir. Gedanken kreisen – wie ein endloser Fluss. Um die Angst, dass ich nicht genug bin.

Denn die Erwartungen, die ich an mich stelle, sind viel zu hoch, zu weit weg, zu schwer.

Perfekt sein ist schwer, es macht mir keinen Spaß. Es macht mich müde, nimmt mir die Kraft. Es macht mich traurig, reißt mich nieder. Es ist die Angst, Fehler zu machen.

Ich vergleiche mich ständig, immer wieder. Mit dir, mit ihm, mit ihr, mit jedem hier. Mit allen, die besser scheinen als ich. Aber eigentlich ist mein Bestes genug. Vergleichen macht mich unglücklich, es tut weh. Es nimmt mir meine Freude, meinen Spaß.

Aber – Fehler sind meine Helfer, nicht Feinde.

Sie sind das Werkzeug, das mir hilft, zu wachsen. Fehler sind die Korrektur, nicht das Ende. Sie zeigen mir, wo ich besser werden kann. Und wo ich lernen kann, mich verbessern kann.

Ich bin genug, gerade wegen meinen Fehlern. Schritt für Schritt geh ich ins Ziel und lern dazu. Es geht um den Weg, um kleine Ziele, kleine Erfolge, die mich weiterbringen.

Gut ist gut genug. Weil ich kein perfekter Mensch bin. Weil jeder kein perfekter Mensch ist.