Donnerstag, 09.05.2024

by Ralf Haug

08.20 Uhr, der Bus tuckert los. Unsere Fahrt geht nach Machareus, der letzten Herodesfestung, die mir noch fehlt. Wieder eine beeindruckende Fahrt, Mondlandschaften, steil geht es auf und ab. Enge Kurven. Irgendwann haben wir Machareus im Blick. Von unserem Fotostopp aus kann man an guten Tagen den Felsendom sehen. Wir nehmen den mühsamen Aufstieg auf nach Machareus, wo wir mit einem tollen Blick belohnt werden. Wie viele Menschenleben mag dieser Bau wohl gekostet haben. Machareus ist eng mit dem Namen Herodes Antipas verbunden und ebenso die Geschichte von Johannes dem Täufer. Hier spielt die Geschichte von Salome, die den Kopf des Täufers verlangte. Herodes war in der Klemme und musste wohl mitmachen. Johannes der Täufer, Jesu Lehrer, war vermutlich ein Mensch, der sich mit den politischen Eliten anlegte. Vermutlich ein Grund für seinen Tod. Jesus ging da einen anderen Weg, den der Weisheit, den der kleinen Taten, nicht durch die Konfrontation mit den politisch Verantwortlichen. Auch wichtig, es gab so etwas wie zwei Gesetzgebungen. Die römische oder in Teilen hellenistische, aber auch die Gesetzgebung per Religion. In Bezug auf Johannes ist Flavius Josephus eine Quelle. Im Markusevangelium steht die Geschichte von Salome, entgegen der sonstigen Arbeitsweise von Markus ist diese Geschichte sehr ausführlich gestaltet. Dies könnte ein Hinweis auf die Bedeutung sein. Nach dem Abstieg fahren wir in Richtung Mujib-Canyon. Gestern gingen wir ein paar hundert Meter durch das Wasser zu Fuß durch den Canyon, heute von der anderen Seite sieht man, wie groß der Mujib eigentlich ist. Wir kommen nach Um-Ar-Rasas. Da uns eine bayrische Reisegruppe zuvorkam, mussten wir einen anderen Weg der Besichtigung wählen, fuhren ein paar Meter mit dem Bus und kamen zu einem Turm. Wir sind quasi auf das Gelände eingebrochen, der Zaun konnte an einer Stelle ganz gut überwunden werden. Der Turm ist der Hintergrund einer sehr spannenden Geschichte. Als das Christentum sich so langsam etablierte, gab es eine Gegenbewegung durch Mönche. Diese wollten nicht mitmachen beim angepassten Christentum. Sie zogen sich zurück. Eremos, Eremiten, wie wir heute sagen. Sie zogen sich nicht nur zurück, sie bauten sich Säulen und lebten fortan auf den Säulen. Sie sollen sie niemals verlassen haben. Ob sie doch zur Notdurft oder zum Essen hinuntergingen, wissen wir nicht. Den Begriff des Säulenheiligen kennen wir, er hat genau mit diesen Eremiten zu tun, die auf diesen Türmen lebten. Sie hielten wohl auch visionäre Reden und die Zahl der Eremiten, die sich gegen das sich etablierende Christentum wendeten, wuchs und wuchs. Erst mit den Byzantinern endete diese Massenbewegung. Kirche früher war keine Veranstaltung, bei der Grabesruhe herrschte. Kirchen waren Orte, an denen es abging. Hier wurde gerockt, vielleicht sollten wir dahin wieder zurückkehren. Die Bayern waren verschwunden und wir konnten endlich in die St.-Stephans-Kirche aus dem 8. Jahrhundert. Ein riesiges Dach schützt ein sehr gut erhaltenes Mosaik, welches unterschiedliche Städte und viele Bilder in sehr detailreichen Darstellungen beinhaltet. Gaza, Heraklion, Amman, alle sind zu sehen. Auch ein wenig die Folge des Bilderstreits. Für Moslems gibt es ein Bilderverbot, sie mögen keine Abbildungen von Menschen, weil deren Seelen abgebildet würden. Ich denke an meinen Kollegen Sinan daheim, der, wenn wir über einen Verstorbenen sprechen, stets dazu sagt: „Friede seiner Seele“. Was für ein schöner Satz. Und dann geht es auf den Desert-Highway. Ziel ist die Kreuzfahrerburg Montreal. Im Arabischen heißt sie As-Schwabak. Balduin I ließ diese Burg um 1115 hier errichten. So konnte er die Handelsroute von Jerusalem nach Akabar gut kontrollieren. Vor Jahren noch gab es hier zugeschüttete Ruinen. Inzwischen ist einiges ausgegraben. Groß und mächtig erhebt sich diese Burg aus der Landschaft. In Hochzeiten lebten dort 6000 Christen, sie betrieben Ackerbau, bauten Wein und Oliven an. In diese ganze Geschichte spielt auch die des berühmten Sultans Saladin hinein, der nur 55 Jahre alt wurde und ganz viel in seinem Leben erreicht hatte. Er kam schnell an die Macht und kämpfte sehr erfolgreich gegen die Kreuzfahrer. Sein Name ist im Abendland wohl angesehen, im orientalischen Raum eher weniger. Er provozierte zum Beispiel die Schiiten in Ägypten, weil er plötzlich einen sunnitischen Kalifen einsetzte. Er verhandelte unter anderem auch mit Richard Löwenherz. Eigentlich war er für die endgültige Niederlage der Kreuzfahrer verantwortlich. Zurück im Bus und jetzt fahren wir zum letzten großen Höhepunkt unserer Reise, es geht nach Petra ins Petra-Moon-Hotel.